Schweizer Mentalität lässt Medaillentraum platzen
← Zurück

Schweizer Mentalität lässt Medaillentraum platzen

Liebe Leserinnen und Leser

Trotz akribischer Vorbereitung und hoher Motivation verpasste ich das Podest an der Weltmeisterschaft in Schottland. Der Grund für das verpasste Podest liegt aber nicht an mir, wobei das nur halbwegs zutrifft. Ich ärgerte mich nach dem Rennen über mich selbst, dass ich mich typisch schweizerisch an die Regeln gehalten habe.

Schneller Start ins Strassenrennen
Am 11. August war es so weit: Das Strassenrennen der Rad-WM in Schottland stand auf dem Plan. Für dieses Rennen hatte ich nur ein Ziel: eine Medaille. Durch den soliden 7. Platz am zwei Tage vorher durchgeführten Zeitfahren konnte ich Selbstvertrauen tanken und ging motiviert und optimistisch an den Start.

Doch der Start wurde verschoben. Relaxt begab ich mich zurück auf die Rolle, um mich warmzuhalten. Nach der Verzögerung glückte mir ein guter Start. Ich konnte mich als Leaderin einer Gruppe festsetzen, die um die Bronzemedaille fuhr und war drauf und dran, meine Bronzemedaille aus dem vergangenen Jahr zu verteidigen.

Schweizer Korrektheit
Gegen Ende der ersten Runde sah ich im Rückspiegel eine schnelle Gruppe einer anderen Kategorie auf uns zukommen, die nach uns gestartet ist. Als meine Gruppe von ihnen überholt wurde, fuhren die anderen Fahrerinnen aus meiner Gruppe der schnellen Gruppe in den Windschatten und zogen davon. Ich weiss, dass Windschattenfahren bei einer später gestarteten Gruppe gemäss Reglement verboten ist. Deshalb hielt ich mich typisch schweizerisch an die Regeln und haftete mich nicht an sie. Obwohl ich den Regelverstoss während des Rennens meinen Konkurrentinnen meldete, wurde nicht reagiert und ich verlor damit den Anschluss und die Chance auf einen Podestplatz.

Europameisterschaften stehen vor der Tür
Am Schluss reichte es mir für den 7. Schlussrang. Dafür bin ich nicht nach Schottland gekommen! Zeit, um mich zu ärgern, habe ich aber nicht. Denn schon diese Woche steht der nächste Grossanlass auf dem Programm. Am 18. August fahre ich an der Europameisterschaft in den Niederlanden das Rennen im Zeitfahren und am 20. August fahre ich um eine EM-Medaille in meiner Paradedisziplin, dem Strassenrennen. Zudem werde ich am 17. August am Team Relay der Schweizer Delegation mitfahren.

Ich hoffe, dass ich aus dieser Situation lernen kann und bin nun bereit, um europäisches Edelmetall zu fahren. 

Eure Sandra

Publikationsdatum 14.08.2023